Wie Sie lernen, Widersprüchlichkeiten in sich auszuhalten

Ambiguität heißt so viel wie die Fähigkeit eines Menschen, das beidseitige Bestehen von positiven sowie negativen Aspekten in uns selbst, einer Person oder Situation zu erkennen - ohne allzu große Angst - annehmen zu können.

Wie oft reagieren wir jedoch einseitigen im Schwarz-Weiß-Denken.

Wir wollen nur das Glück, aber nicht die Last, wir wollen auch den Partner/in nur mit seinen positiv auf uns wirkenden Eigenschaften. Und nicht schon wieder Leid erfahren, endlich einmal nur das Glück, das wäre die finale Lösung und dabei wollen wir bleiben!

Als ambiguitätstolerante Menschen jedoch erkennen wir die Koexistenz von Widersprüchlichkeiten an.

Wir haben dann das Vermögen, die „Realität“ in einer einigermaßenen Objektivität zu sehen:
Was bedeutet dies für uns? Abstand birgt Klarsicht!
Unsicherheit und auch einmal die Unauflösbarkeit kann dann ausgehalten und im besten Fall sogar positiv belegt werden.

Menschen, welche widerspruchsintolerant sind, reagieren auf konträre Reize, Situationen und Verhalten mit seelischem Unwohlsein und manchmal hochemotional. Hingegen, wenn wir uns als Widerspruch-annehmende Individuen üben, so tolerieren wir diese Reize, viel mehr noch, wir haben ein Bedürfnis nach diesen Widersprüchlichkeiten in unserem Leben. Denn dann wissen wir:
Nur wenn alles vorkommen darf, ist mein Leben wahrhaftig und damit stimmig.

Wenn wir alle Anteile in uns, alle Rollen in uns sehen, anerkennen und zu harmonisieren vermögen, erleben wir uns und auch unser Umfeld als ein Ganzes.

Und darin liegen unser Potential und unsere Kraft. Die Freude braucht den Schmerz. Und nur durch den Schmerz gelangen wir zur Freude. Denn beides ist tief in uns verankert und will vorkommen – und hilft uns immer wieder zur Entfaltung.
Versuchen wir nur Freude und Wohlsein in unserem Leben zu erhaschen, so werden wir in der Tiefe nicht fündig. Und vertiefen wir uns zu sehr im Schmerz, so gelangen wir nicht mehr in die Freude. Wenn wir beides da sein lassen können, vielleicht sogar nur das Da-sein-lassen würdigen können, dann ist uns schon ganz viel geholfen.